Preisverleihung 14. Oktober 2024
Preisverleihung 14. Oktober 2024
Richtig wohl fühlt sich der israelische Kulturwissenschaftler Ethan Rosen nur auf Reisen. Im Augenblick fliegt er von Tel Aviv, wo er seine Familie besucht hatte, nach Wien und schreibt an einem der polemischen Artikel, die er vorzugsweise unterwegs verfasst – diesmal gegen seinen größten Konkurrenten um eine Professur, Rudi Klausinger. Kaum in Wien angekommen, erreicht ihn die Nachricht, sein Vater liege im Krankenhaus. Zurück in Israel erfährt er, dass Klausinger nicht nur in beruflicher Hinsicht mit ihm konkurriert…
„Andernorts“ von Doron Rabinovici spielt zwischen Israel und Wien und verhandelt die großen Fragen des Judentums, der Schoah, des Erinnerns und Vergessens – und zwar auf unglaublich komische Weise. Es beginnt im Flugzeug: Der Kulturwissenschaftler Ethan Rosen, der in Wien mit seinem Kollegenfeind Rudi Klausinger um eine Professur an der Universität konkurriert, ist auf dem Weg nach Tel Aviv, wo sein Vater im Sterben liegt. Dort angekommen, findet er am Bettrand des Vaters ausgerechnet Rudi Klausinger, der behauptet, in Wahrheit sein Bruder zu sein. Ist die Geschichte ihrer Familie also die Geschichte einer Lüge? Und wenn ja: Welches Recht haben die Überlebenden von Auschwitz, die in den Erinnerungen die Wahrheit suchen, eine Familie, einen Staat basierend auf einer Lüge zu gründen? Das sind die Fragen, die der in Wien lebende Doron Rabinovici stellt: in seinem schlauen, reflektierten, komischen und sehr elegant erzählten Buch.