Preisverleihung 14. Oktober 2024
Preisverleihung 14. Oktober 2024
Katja ist Fotojournalistin, berühmt geworden durch Bilder von privaten Dramen inmitten gesellschaftlicher Umbrüche. Nach 20 Jahren des Reisens bemerkt sie, wie auch ihr eigenes Leben von der Geschichte bestimmt wurde: vom Geiseldrama bei den Olympischen Spielen 1972. „Spiele“ entwirft ein großes, atmosphärisches Gesellschaftspanorama und erzählt die Geschichte einer zarten, verhinderten Liebe.
Simone Grolmann ist 52, etabliert und angesehen, Professorin für Verhaltens-forschung, Mutter einer Tochter, ein analytischer Mensch. Und doch hat sie Angst. Angst vor Schnee. Die Angst ist tief in ihr, versunken wie der Breslauer Wald, durch den ihr Vater, sein behinderter Bruder Emil und seine Mutter Lilly in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1945 stapften, bei minus 21 Grad: drei Menschen mit drei durchweichten schweren Pappkoffern. 17 Jahre vor ihrer Geburt war das, und doch ist es ihre eigene Angst. Sie versteht den Schmerz nicht, den sie deutlich fühlt. Simone liebt ihren Vater Eustachius - und kommt ihm gleichwohl nicht nah. Eustachius Grolmann, 83, ist ein „Nazikind“. Aufgewachsen im Propagandastaat, 1945 als Fünfzehnjähriger aus Schlesien in den Westen geflohen. Noch immer wird er von den Erinnerungen an die Flucht und den Tod seines Bruders heimgesucht. „Sei froh, dass du lebst.“ Den Satz, den er nach dem Krieg immer wieder zu hören bekommen hat, hat er sich selbst so oft vorgesagt, bis er glaubte, das, was er spürte, könnte nun endlich dieses Frohsein sein.