Preisverleihung 14. Oktober 2024
Preisverleihung 14. Oktober 2024
Schon früh steht für Marleen fest, dass ihr die Buchstaben eines Textes wichtiger sind als der Inhalt dahinter. Hineingeboren in eine erfolgreiche Werber- und Illustratorenfamilie, träumt sie von wahrhaft Großem: Sie möchte die perfekte Schrift erfinden. An der Kunsthochschule hat sie Rückenwind, ihr Pioniergeist treibt sie voran, und bald steckt sie mittendrin in der Jobwelt der Achtziger. Flexibilität ist gefragt und wird in der Welt der Werbung und des Designs immer wichtiger. Marleen ist ehrgeizig, überwindet alle Widerstände – und muss trotzdem aufpassen, dass sie ihren Traum nicht aus den Augen verliert.
Eine besondere, wohl neue Spielart realistischen Erzählens zeichnet Ulf Erdmann Zieglers Roman „Nichts Weißes“ aus. Gerafft, direkt, unpathetisch, minimalistisch bis in die verknappenden assoziationsreichen Wortzusammensetzungen hinein wird von einem Leben berichtet. Der Text zwingt einen beim Lesen sogar dazu, sich Zeit zu lassen. Auch die Figur selbst fasziniert, Marleen, eine junge Frau, klug, die viel will im Leben, nichts Banales, keine Karriere, sondern ihren Weg gehen und die unserer Zeit angehört.