Preisverleihung 14. Oktober 2024
Preisverleihung 14. Oktober 2024
"Brüder" erzählt von zwei deutschen Männern, geboren im gleichen Jahr, Kinder desselben Vaters, den sie nicht kennen, der ihnen nur ihre dunkle Haut hinterlassen hat, die sie damals in der DDR von allen unterschied. Die Fragen, die sich ihnen stellen, sind dieselben. Ihre Leben könnten nicht unterschiedlicher sein. Mick lebt frei von Verbindlichkeiten. Dass die Welt sich ändert, registriert er so zerstreut wie einen neuen Tag, wenn er blinzelnd aus dem Club stolpert. Und er fährt gut damit – bis ihn die Frau verlässt, die er jahrelang betrogen hat. Gabriel hat seine Eltern nie gekannt, er ist frei, aus sich zu machen, was er will: einen erfolgreichen Architekten, einen eingefleischten Londoner, einen Familienvater. Doch dann verliert er in einer banalen Situation die Nerven und steht als Aggressor da – ein prominenter Mann, der tief fällt. Wie wird man zum Außenseiter? Was bedeutet Familie? Was macht einen Mann aus? "Brüder" ist ein Roman über die Frage, ob wir unser Schicksal selbst bestimmen – oder ob uns Herkunft und Charakter unweigerlich prägen.
"Brüder" ist ein groß angelegter Roman, den man in einer amerikanischen Erzähltradition verorten kann, der aber mit seinem ungewöhnlichen Plot über zwei sehr konträre Brüder eines afrikanischen Vaters von deren Kindheit in der DDR in die weite Welt bis nach London, Paris und Südamerika führt. Völlig unaufgeregt werden Themen wie Hautfarbe, Erfolg, Liebe, die Frage nach dem richtigen Leben und vor allen Dingen die Bedeutung von Schicksal, Herkunft und Prägung verhandelt. Man liest in "Brüder" eine sehr spannende Geschichte, aber Jackie Thomae gelingt es mit Leichtigkeit, geradezu nebenher existenzielle Fragen und Themen einzuflechten.