Preisverleihung 14. Oktober 2024
Preisverleihung 14. Oktober 2024
Richard Kornitzer wagt 1947 die Rückkehr aus dem Exil zurück nach Deutschland. Von Beruf Richter, ist die Nazizeit mit ihren absurden und tödlichen Regeln der Riss durch sein Leben. Nichts ist mehr wie vorher, die kleine Familie zwischen dem Bodensee, Mainz und England versprengt und die Heimat beinahe fremder als das in magisches Licht getauchte Exil in Havanna. In einer Zeit, die zwischen Depression und Aufbruch schwankt, gelingt Kornitzer das Ankommen nicht. Der Roman erzählt, indem er Dokumentarisches und Fiktives kombiniert, mit großer Wucht von den Gründungsjahren einer Republik.
Ursula Krechel erzählt in ihrem Roman „Landgericht“ die Lebensverwicklung des aus dem Exil zurückkehrenden Richters Richard Kornitzer. Er ist vom Glauben an Recht und Rechtsstaatlichkeit durchdrungen und zerbricht, als er in der Enge Nachkriegsdeutschlands den Kampf um die Wiederherstellung seiner Würde verliert. Die Sprache des Romans oszilliert zwischen Erzählung, Dokumentation, Essay und Analyse. Bald poetisch, bald lakonisch, zeichnet Krechel präzise ihr Bild der frühen Bundesrepublik – von der Architektur über die Lebensformen bis hinein in die Widersprüche der Familienpsychologie. „Landgericht“ ist ein bewegender, politisch akuter, in seiner Anmutung bewundernswert kühler und moderner Roman.