Preisverleihung 14. Oktober 2024
Preisverleihung 14. Oktober 2024
Roman des Jahres, Shortlist, Longlist und die Jury des Deutschen Buchpreises von 2005.
Zwei Freunde träumen vom antikapitalistischen Betrieb im Kapitalismus. Mit ihrer Hippie-Gartenlaubenfirma gelingt ihnen im „Geschäftsjahr 1968/69“ der Durchbruch, sie entwickeln das erste diskoreife Stroboskop-Licht und feiern Premieren in den ersten Psychedelic-Clubs. In diesem grellen aber umso realistischeren Roman erinnern die 68er mit ihren Visionen, Illusionen, Drogen- und Finanzcrashs unvermutet an die Neunziger.
Katja ist Fotojournalistin, berühmt geworden durch Bilder von privaten Dramen inmitten gesellschaftlicher Umbrüche. Nach 20 Jahren des Reisens bemerkt sie, wie auch ihr eigenes Leben von der Geschichte bestimmt wurde: vom Geiseldrama bei den Olympischen Spielen 1972. „Spiele“ entwirft ein großes, atmosphärisches Gesellschaftspanorama und erzählt die Geschichte einer zarten, verhinderten Liebe.
Oswald Wuthenau ist ein Schelm und Hochstapler, ein moderner Mephisto, und doch ein verzweifelt Heimatloser. Mitte der fünfziger Jahre geht er nach Südamerika, heiratet und errichtet das erste Atomkraftwerk Argentiniens. Er bekommt in der DDR die Brecht-Medaille überreicht und stellt Wien auf den Kopf. Zweimal wird ihm sein Sohn entführt, und am Ende erfährt er die Abgründe seiner eigenen Herkunft.
Philipp Erlach hat nie darüber nachgedacht, was es heißt, dass die Toten uns überdauern. Doch als er die alte Villa seiner Großmutter in der Wiener Vorstadt erbt, holt ihn seine Familiengeschichte ein: Liebesgeschichten und Todesfälle, Unrecht, Sprachlosigkeit und Missverständnisse. Arno Geiger erzählt von jenem traurigen und komischen letzten Jahrhundert, das auch in den Leben der Enkel noch nachschwingt.
Als in die Jahre gekommener Apokalypse-Spezialist prophezeit der Erzähler gewohnheitsmäßig den Ruin der Gegenwartsgesellschaft, doch kreisen seine Gedanken nur um eine Entscheidung: Er wird sich von Judith oder Sandra trennen, mit denen er lange schon eine Ménage à trois lebt. Doch welche soll es sein? Die Entscheidung, durch die das Leben leichter werden sollte, macht es nur noch auswegloser.
Die Dorfgeschichte beginnt in den späten 40er-Jahren: Franz Klett gehörte zu den Gescheitesten in dem kleinen Dorf im Schwäbischen. Alle wussten alles über ihn. Niemand aber konnte sich erklären, warum sein Leben nicht glückte. Doch Franz hat alles aufgeschrieben, bis zum Letzten. Helmut beginnt, diese beklemmenden Notizen zu studieren und fügt sie zur Geschichte seines rätselhaften, tragischen Jugendfreundes zusammen.
Der Jurist Alois verfällt nach einer glücklosen Romanze mit einem jungen Mann der Spielsucht. Die alternde Schauspielerin Olga heiratet er nicht aus Liebe. Zwar verblasst ihre Schönheit zusehends, doch kommt sie für seine Spielschulden auf. In einer großbürgerlichen Scheinwelt wachsen sich die Konflikte der Protagonisten zu einem erbitterten Machtkampf aus. Die Katastrophe scheint unausweichlich.
Josef, der will nichts lieber will als weg, entführt ein Auto. Mit dem schlafenden Mädchen auf dem Rücksitz hat er nicht gerechnet. Maria ist Schülerin und Geliebte des Religionslehrers, dem das Auto gehört, außerdem ist sie schwanger. Daher kommt ihr Josefs Fluchtversuch gelegen. Ein literarisches Roadmovie voller Querverweise über eine aus dem Zufall entstandenen Zweckgemeinschaft.
Ende des 18. Jahrhunderts machen sich zwei junge Deutsche an die Vermessung der Welt. Während Alexander von Humboldt sich durch Urwald und Steppe kämpft, beweist der Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß auch im heimischen Göttingen, dass der Raum sich krümmt. Daniel Kehlmann beschreibt das Leben zweier Genies, ihre Gratwanderung zwischen Einsamkeit und Liebe, Lächerlichkeit und Größe, Scheitern und Erfolg.
Als an einem sonnigen Augusttag eine Besuchergruppe des Genfer Kernforschungszentrums CERN wieder ans Tageslicht tritt, ist ganz Europa in einen Dornröschenschlaf gefallen: Die Zeit steht still. Die 70 „Chronifizierten“ finden sich in einer traumatischen Situation aus Einsamkeit, Ohnmachtsgefühlen und mörderischen Auseinandersetzungen wieder, bis nach fünf Jahren die Weltzeit plötzlich für drei kostbare Sekunden weitertickt.
Thomas, den Binnenschiffer, hat es von den Flüssen weg in die niedersächsische Provinz verschlagen, wo ihn nachts die Unruhe aus dem Haus treibt. In zehn Regennächten erinnert er sich an Stationen der Reise, auf die ihn das Leben geschickt hat. Immer wieder ist er dabei schwarz gekleideten Leuten begegnet, eben jener dunklen Gesellschaft, vor der ihn schon sein Großvater gewarnt hatte.
Ein Briefbeschwerer, Zeitungen, eine Puppe – inspiriert von persönlichen Gegenständen folgt die Erzählerin den Erinnerungsspuren ihrer Familie. Sie sind mitteleuropäische Juden, Opfer der Geschichte, und Schweiger, die über ein brilliantes Gedächtnis verfügen. In einer Fülle von Episoden, in denen Tragik und Komik eng verflochten sind, entfaltet sich auch die Geschichte des europäischen Judentums.
Nach dem Tod ihres Schreib- und Lebensgefährten hat Friederike Mayröcker ihre Erinnerungen und Träume, Gespräche und Zitate, Eindrücke und Beobachtungen gesammelt und – immer wieder neu – auf den fruchtbaren Augenblick gewartet, da Schreiben und Ernten in eins und die Sätze wie reife Früchte zu Papier fallen. Entstanden ist ein anrührend unkonventionelles Buch der Erinnerung, das zugleich ein großer Abschied ist.
Kurz vor Kriegsende begehen zwei junge deutsche Marinesoldaten Fahnenflucht. Schon wenige Stunden später werden sie aufgegriffen. In Sichtweite der Ostsee-Steilküste stellt man sie vor ein Kriegsgericht. Das Urteil, Tod durch Erschießen, wird am Tag nach der Kapitulation gefällt. Der Gerichtsherr, der das umstrittene Urteilspapier noch unterschreiben muss, verbringt eine Nacht ohne Schlaf.
Georg von Heuken bekommt mit über fünfzig Jahren endlich die Chance, sämtliche Geschäfte von seinem Vater, dem Verleger Richard von Heuken, zu übernehmen. Mit dem Vater tritt eine nach dem Krieg ihren Erfolg suchende Generation zurück und macht jenen Platz, die in deren Schatten standen. Ortheil erzählt in diesem Familienroman vom Kampf um ein Erbe – und um die Liebe einer geheimnisvollen Frau.
Gerade hat der sechzehnjährige Philipp den Tod der Mutter verkraftet, als sein Vater arbeitslos wird, zu trinken beginnt, alte Liebschaften aufwärmt und schließlich die Treppe hinabstürzt. Verzweifelt sucht Philipp eine Haushälterin. Als er Ada einstellt, verändert sich die Situation von Grund auf. Die Haushälterin ist ein Generationenroman, eine Vater-Sohn-Geschichte der Roman einer ersten Liebe.
Mit drei rätselhaften Geldscheinen macht sich Broder Broschkus auf nach Santiago de Cuba. Er sucht eine Frau, die ihm einen der Scheine zugespielt hatte. Dass die gesuchte Frau mit der dunklen Macht in Verbindung steht, die die ganze Stadt zu beherrschen scheint, wird ihm bald klar. Wie sehr sie Werkzeug oder gar Verkörperung des Bösen ist, über das keiner sprechen will, ahnt er nicht.
Eine junge Frau reist in den Ural, um im weltweit größten metallurgischen Kombinat ihren Vater zu besuchen, der dort als Ingenieur eine Industrieanlage errichtet. In der menschenfeindlichen Umgebung der am Reißbrett entstandenen Stadt und der schneebedeckten Ödnis kann die Vergangenheit nicht ruhen. Alte Wunden brechen auf und das Leben der jungen Frau erhält eine neue Bedeutung.
Stephan steckt in der Midlife-Krise und beschließt, eine Auszeit zu nehmen – auch von Frau und Kindern. Er will sich mit sich selbst beschäftigen und mit seiner Vergangenheit. Auf der Suche nach seiner Herkunft stößt Stephan auf die Spuren seines Bruders, den seine Eltern im Krieg auf der Flucht zurücklassen mussten. Er macht sich auf die Suche nach ihm, doch auf eine reale Konfrontation ist er nicht vorbereitet.
Mario lebt in einer WG in Berlin. Eines Tages sind die ehemaligen Nachbarn wieder da: wohnungslose Bauarbeiter, die vergeblich auf ihre Löhne warten. Die WG gewährt ihnen Asylrecht. Als Mario die Untermieter nicht mehr erträgt, fasst er mit seinen Mitbewohnern den Beschluss, die Löhne für sie einzutreiben. So wird aus der Wohngemeinschaft bald ein Inkasso-Unternehmen für Einsätze aller Art.
Verena Auffermann studierte nach einer Buchhandelslehre Kunstgeschichte. Als Literaturkritikerin arbeitet die freischaffende Journalistin und Autorin für Die ZEIT, die Süddeutsche Zeitung und DeutschlandRadio. Verena Auffermann war fünf Jahre Jurorin des Ingeborg Bachmann-Wettbewerbs in Klagenfurt und ist seit 1994 Moderatorin beim Erlanger Poetenfest. In Buchform erschienen von ihr u.a. “Nelke und Caruso. Über Hunde. Eine Romanze” und “Das geöffnete Kleid. Von Giorgione zu Tiepolo”.
Klaus Bittner studierte Pädagogik in Köln und entschied sich 1973 für eine Ausbildung zum Buchhändler in der Buchhandlung Walther König, wo er bis 1979 arbeitete. Im August 1980 eröffnete er die eigene Buchhandlung in Köln mit den Schwerpunkten Literatur und Geisteswissenschaften.
Volker Hage arbeitete von 1975 bis 1986 im Literaturblatt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie im FAZ-Magazin und war anschließend sechs Jahre leitender Literaturredakteur der ZEIT. Seit 1992 ist er Redakteur im Kulturressort des Spiegel. Volker Hage ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher.
Wolfgang Herles besuchte die Deutsche Journalistenschule und studierte Neuere Deutsche Literatur, Geschichte und Psychologie in München. 1980 promovierte Herles über das Thema "Der Beziehungswandel zwischen Mensch und Natur im Spiegel der Deutschen Literatur seit 1945". Er arbeitete 1975 bis 1987 als Korrespondent und Redakteur beim Bayerischen Rundfunks, leitete anschließend das ZDF-Studio Bonn und die ZDF-Talkshow "live". Seit 2000 ist er Moderator und Redaktionsleiter der Kultursendung Aspekte.
Bodo Kirchhoff begann 1970 sein Studium an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und promovierte über die Theorie des französischen Psychoanalytikers Jacques Lacan. Kirchhoff gab sein literarisches Debüt 1979 mit der Novelle "Ohne Eifer, ohne Zorn" und schrieb seitdem zahlreiche Romane (u.a. Infanta; Parlando; Wo das Meer beginnt) und Filmdrehbücher. Er lebt als freier Schriftsteller in Frankfurt am Main und am Gardasee, wo er regelmäßig Erzählseminare abhält.
Armin Thurnher studierte Anglistik, Germanistik und Theaterwissenschaften in New York und Wien. 1977 war Thurnher Mitbegründer und später Chefredakteur der Wiener Stadtzeitung Falter und ist Miteigentümer des Falter-Verlags. Er ist Autor zahlreicher Bücher. 2001 erhielt er den Kurt-Vorhofer-Preis, 2002 den Dr.-Karl-Renner-Preis für Publizistik. Thurnher lehrt Journalismus an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und an der Fachhochschule Wien.
Juli Zeh studierte Jura in Passau und Leipzig und schloss den Aufbaustudiengang "Recht der Europäischen Integration“ an. Von 1996 bis 2000 absolvierte sie ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Juli Zeh ist Autorin zahlreicher Bücher, u.a. "Die Stille ist ein Geräusch" und „Spieltrieb“. Für ihre Werke bekam sie mehrere Literaturpreise, u.a. den Bremer Literaturpreis und den Deutschen Bücherpreis.