Ceremony October 14th 2024
Ceremony October 14th 2024
Alle sieben Jahre steht Bergenstadt kopf: Man feiert Grenzgang, ein dreitägiges Volksfest, und dabei werden nicht nur die Gemeindegrenzen abgeschritten. Es ist die Jagd nach dem Glück, die die Protagonisten aus Berlin und Köln in die hessische Provinz und von dort in einen Swinger-Club in Frankfurt führt. Schnell kommen vermeintliche Sicherheiten abhanden denn das Eis ist dünn, auf dem Lebensentwürfe errichtet wurden.
‚Grenzgang’, das ist der erste Roman eines jungen Wissenschaftlers, der sich mit seinem Debüt in die erste Reihe der deutschen Erzähler katapultiert. ‚Grenzgang’, das ist ein Fest in einem Kaff in Nordhessen, das nur alle sieben Jahre stattfindet, dann aber alle Grenzen sprengt. Die Menschen geraten außer Rand und Band, bis sie der Alltag wieder einfängt. Ein Heimatroman, der uns eine ganze Welt erschließt.
Hartmut Hainbach ist Ende fünfzig und hat alles erreicht: Er ist Professor für Philosophie und hat seine Traumfrau geheiratet, die er nach zwanzig Jahren Ehe immer noch liebt. Dennoch ist Hartmut nicht glücklich. Seine Frau ist nach Berlin gezogen, sodass aus der Ehe eine Wochenendbeziehung geworden ist, die gemeinsame Tochter hält die Eltern auf Distanz, der Reformfuror an den Universitäten nimmt Hartmut die Lust an der Arbeit. Als ihm das Angebot zu einem Berufswechsel gemacht wird, will er endlich Klarheit – über ein Leben, von dem er dachte, dass die wichtigen Entscheidungen längst getroffen sind.
Stephan Thomes Roman „Fliehkräfte“ führt uns seismographisch genau ein Milieu vor Augen, das einmal der geistige Mittelpunkt unserer Kultur war, heute jedoch mit Wucht auseinander fliegt. Es scheitert in diesem leise daherkommenden Roman nämlich nicht nur eine Figur an sich selbst, weil sie einsehen muss, dass ihr ganzes Leben ein falscher Kompromiss ist, es geht um eine viel größere Desillusionierung: Thome zeigt uns die Disproportionalität von alter, humanistischer Gelehrsamkeit und übermächtig profaner Gegenwart.
Mitte des 19. Jahrhunderts überzieht eine christliche Aufstandsbewegung China mit Terror und Zerstörung. Ein deutscher Missionar, der bei der Modernisierung des Reiches helfen will, gerät zwischen die Fronten eines Krieges, in dem er alles zu verlieren droht, was ihm wichtig ist. An den Brennpunkten des Konflikts agieren ein britischer Sonderbotschafter, der seine inneren Abgründe erst erkennt, als er ihnen nicht mehr entgehen kann, und ein zum Kriegsherrn berufener chinesischer Gelehrter, der so mächtig wird, dass selbst der Kaiser ihn fürchtet.
China, um das Jahr 1860. Das riesige Reich ist stark angeschlagen: Ein sich rasch ausbreitender Aufstand religiöser Fanatiker droht die gesellschaftlichen Strukturen hinwegzufegen, während gleichzeitig europäische Mächte mit militärischer Gewalt einen Handelszugang erzwingen. Stephan Thome gelingt die beeindruckende Schilderung einer Zeit, in der alles aus den Fugen zu geraten scheint. Das Erzähltempo des breit angelegten Werkes bleibt gemächlich, wirkt aber nie ermüdend - ein Umstand, der zum einen der eleganten Sprache zu verdanken ist. Zum anderen aber auch dem beunruhigenden Gefühl, unsere Welt in einem Spiegel zu sehen, der über 150 Jahre in die Geschichte zurückreicht.