Ceremony October 14th 2024
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Sie weiß alles, sie kriegt alles, sie durchschaut jeden. Nur sich selbst durchschaut sie nicht. Eine Geistesgestörte, wie es sie noch nicht gegeben hat: hochkomisch und zutiefst manipulativ. Die Polizei hat sie hergebracht, in die psychiatrische Abteilung des Wiener Otto-Wagner-Spitals. Nun erzählt sie dem Chefpsychiater Doktor Korb, warum es so kommen musste. Sie spricht vom Aufwachsen in der erzkatholischen Kärntner Dorfidylle. Vom Zusammenleben mit den Eltern und ihrem jüngeren Bruder Bernhard, den sie unbedingt retten will. Auf den Vater allerdings ist sie nicht gut zu sprechen. Töten will sie ihn am liebsten. Das behauptet sie zumindest. Denn manchmal ist die Frage nach Wahrheit oder Lüge selbst für den Leser nicht zu unterscheiden. In ihrem Debütroman lässt Angela Lehner eine höchst unzuverlässige Ich-Erzählerin auftreten: intrigant, besserwisserisch, vielleicht sogar gemeingefährlich. Und mehr als einmal muss der Leser sich die beunruhigende Frage stellen: Wer ist dieses Ich, das zu uns spricht und was führt es im Schilde?