Ceremony October 14th 2024
Ceremony October 14th 2024
Oswald Wuthenau ist ein Schelm und Hochstapler, ein moderner Mephisto, und doch ein verzweifelt Heimatloser. Mitte der fünfziger Jahre geht er nach Südamerika, heiratet und errichtet das erste Atomkraftwerk Argentiniens. Er bekommt in der DDR die Brecht-Medaille überreicht und stellt Wien auf den Kopf. Zweimal wird ihm sein Sohn entführt, und am Ende erfährt er die Abgründe seiner eigenen Herkunft.
18. Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein etwa zwanzig Meter langes Floß. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen … Die ausgemergelten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden sie einfach ausgesetzt. Aus der Perspektive des Küchenjungen Victor wird erzählt, wie es zu dieser Tragödie kommen konnte.
„Wo es kein Brot gibt, gibt es kein Gesetz mehr.“ Wie einfach ist dieser Satz. Und wie bedrückend wahr ist er. Franzobel hat uns mit seinem Roman eine alte Geschichte aufgetischt, die sich vor 200 Jahren zugetragen hat. Warum sollen wir diese Geschichte heute noch lesen? Franzobel schreibt uns dies ins Gedächtnis: Wir alle fahren gemeinsam auf dieser Fregatte und kämpfen gemeinsam auf dem Floß der Medusa ums Überleben. Denn – wie gesagt – da, wo es kein Brot gibt, wird es auch kein Gesetz mehr geben. Das ist bis heute gültig. Der Roman ist also auch eine kleine, ungeheuerliche Menschheitsgeschichte auf gerade einmal knapp 600 spannenden Seiten.
Ferdinand Desoto hatte Pizarro nach Peru begleitet, dem Inkakönig Schach und Spanisch beigebracht, dessen Schwester geschwängert und mit dem Sklavenhandel ein Vermögen gemacht. Er war bereits berühmt, als er 1538 eine große Expedition nach Florida startete, die eine einzige Spur der Verwüstung durch den Süden Amerikas zog. Knapp 500 Jahre später klagt ein New Yorker Anwalt im Namen aller indigenen Stämme auf Rückgabe der gesamten USA an die Ureinwohner.