Ceremony October 14th 2024
Ceremony October 14th 2024
Marija verbringt den Sommer trotz des drohenden Krieges in Zagreb. Eines Tages stößt sie auf eine Annonce: "Marija, dein Vater sucht dich." Und später folgt ein Interview ihres für tot gehaltenen Vaters in der Zeitung: "Kroatischer Antikommunist kehrt nach fünfundvierzig Jahren im Exil in die Heimat zurück." Die Geschichte einer Tochter, die Abbitte dafür leistet, dass ihr Vater im Krieg auf der falschen Seite stand.
Auf dem Bahnhof in einer abgelegenen Provinzstadt wird eine Bombe gefunden. Ein Lehrer glaubt auf einem Fahndungsfoto seinen Lieblingsschüler Daniel zu erkennen, der sich nach einer Israel-Reise in religiöse und politische Phantastereien verrennt. Ist Daniel dem amerikanischen Endzeitprediger verfallen, der eines Tages in ihrem Ort aufgetaucht war und dann nach Jerusalem ging? Oder hat ein gemeinsamer Sommer den Jungen auf Abwege geführt, als der Lehrer und Daniel ganze Tage außerhalb der Zeit verbrachten? Mit seinem bewegenden und spannenden Roman ist NorbertGstrein auf der Höhe seiner Kunst: ein Roman über Heimat und Exil und über die verhängnisvolle Sehnsucht nach Unschuld und Reinheit.
Jakob ist bekannt als Schauspieler, doch ihn graust es vor dem Kommenden. Da fragt ihn seine Tochter: Was ist das Schlimmste, das du je getan hast? Jakob erinnert sich an einen Filmdreh an der mexikanisch-amerikanischen Grenze. Die Morde an Frauen und das Elend dort bekam er bloß distanziert mit – aber dann war er plötzlich mittendrin in einem unheimlichen Geschehen. Jakob schämt sich, sehnt sich in gleißenden Erinnerungen nach dem Glück und fürchtet seine Vergänglichkeit. Warum ist er kein Original, sondern stets nur „der zweite Jakob“?
Erzählen ist bei Norbert Gstrein immer auch Nachdenken über das Erzählen, seine notorischen Unzuverlässigkeiten, seine unvermeidlichen Leerstellen. In seinem neuen Roman ist ein Schauspieler anlässlich seines 60. Geburtstags gezwungen, sich selbst und seiner Tochter Rechenschaft abzulegen und das Stationendrama seiner Biografie in eine finale Fassung zu bringen. Auf meisterhafte Weise demonstriert der Roman, wie sich die Komplexität eines Lebens, das geprägt ist von Scheitern, Scham und Schuld, einem simplen Plot verweigert. Mit "Der zweite Jakob" hat Norbert Gstrein seine virtuose Erzählkunst noch einmal auf eine höhere Stufe gehoben.