Cérémonie 14 Octobre 2024
Cérémonie 14 Octobre 2024
Bengt Claasen sitzt im Auto, sein ganzes Hab und Gut im Kofferraum und das Halsband seiner verstorbenen Hündin auf dem Armaturenbrett. Dort, wo es herunterfällt, will er anhalten und ein neues Leben beginnen. Er landet schließlich in Zandschow, einem Nest im äußersten Norden. Die Bewohner des Orts rund um „Getränke-Wolf“ folgen einem strengen Wochenplan. Mit den prekären Verhältnissen mitten in der Pampa finden sie sich hier nicht mehr ab. Ihr Zandschow ist Sansibar, hier kann man arm sein, aber paradiesisch leben, in viel Verrücktheit.
Bengt Claasen verschlägt es aus einer Lebenskrise in ein nordostdeutsches Provinznest. Dort trotzen Menschen mit aufsässigen Fantasien einer ihnen nicht wohlgesonnenen Realität. Sie haben ihr Dorf zu Sansibar, ihren Teich zum Ozean umfantasiert, strukturieren ihre Gegenwelt mit hinreißend absurden Ritualen. „Zandschower Klinken“, oft einprägsam wie Musik, verströmt Freiheit auch durch seine formale Radikalität. Politisch aufgeladen, bricht es zugleich mit jeder Diskursschwere, weil es sich im Spiel mit Wirklichkeit und Sprache keine Grenzen aufzwingen lässt. Eine bittere, märchenhaft verschlüsselte Familiengeschichte kontrapunktiert den Ausstieg in die Utopie, und dennoch: Dieses Buch lässt einen freier atmen.