Cérémonie 14 Octobre 2024
Cérémonie 14 Octobre 2024
Ein Dorf, irgendwo im Osten Deutschlands, dreißig Jahre nach der Wende. Kramer, ein Bibliothekar Mitte fünfzig, ist soeben angekommen, um seine Tochter Justine zu besuchen. Seit Jahren ist das Verhältnis zwischen ihnen nicht das beste. Mit ihrem Mann hat Justine ein altes Haus gekauft, einen wunderschönen Obstgarten inklusive, wäre da nicht der abgestorbene Pflaumenbaum. Auf dem Weg zum Haus, dort, wo einmal die Bandweberei gestanden hat, lässt sich Kramer von einem alten Kauz, Rottmann, in ein Gespräch verwickeln, das ihn sogleich tief in die Dorfgeschichte hineinzieht. Rottmann klagt über alles und jeden, auch bei ihren weiteren Begegnungen, nicht selten mit Argumenten, die Kramer von den Pegida-Demonstrationen zu kennen glaubt. Dennoch beginnt er sich für das Leben des Alten und das Dorf zu interessieren. Beim Zuhören merkt er, wie wenig er von seiner Tochter und sie von ihm weiß. Durch Rottmann angeregt, fängt auch er an zu erzählen… "Mission Pflaumenbaum" ist Jens Wonnebergers bisher politischstes Buch. Es wäre freilich nicht Wonneberger, wenn die Worte nicht von großer Poesie wären. Eine Dorfgeschichte der subtilsten Art!
Ein Reifenplatzer. Als erstes fliegen die Boccia-Kugeln durch den Fahrgastraum, dann Mutti und Vati. Der unversehrt gebliebene Junge wird zu den Großeltern verbannt, sein Exil heißt: Frankenhayn. Ein Schelm, wer dabei an Frankenstein denkt – wiewohl das Dorf, in einer weinseligen Gegend Österreichs zu verorten, und sein Personal durchaus schaurige Züge aufweisen. Für die Großeltern, nächtens in Sarkophage ohne Deckel gebettet, scheint es die normalste Sache der Welt, das Herz eines Schweines zu verspeisen, das eben noch fröhlich vor sich hin quiekte. Dazu trinken sie Wein mit einer Andacht, die sehr an den Pfarrer und sein sonntägliches Ritual erinnert. Überhaupt steht das Katholische in innigster Verbindung mit dem Alkoholischen. Und dem Diabolischen: Die beiden Cousins, zwei Flaschen, wie sie im Buche stehen, lassen keine Gelegenheit zur Grausamkeit an Mitmensch und -tier aus. Die Flaschen wiederum, die auf den Tisch kommen, sind von monströser Größe: zweilitrig, Doppler genannt, geradezu emblematisch für diesen Sommer 1970, nach dem nichts mehr so ist wie vorher …