Cérémonie 14 Octobre 2024
Cérémonie 14 Octobre 2024
Im Sommer 1964 hat der junge Moritz Schoppe im oberfränkischen Städtchen Wunsiedel zehn leidvolle Wochen zugebracht – sein Engagement bei den dort alljährlich stattfindenden Luisenburg-Festspielen geriet zum Fiasko. 44 Jahre später stellt sich der einstige „Verfinsterungsort“ für Schoppe anders dar. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, sich zurecht zu finden, gefällt es ihm auf Anhieb in der würzigen Luft des Fichtelgebirges und er unternimmt romantische Wanderungen in die fränkische Vergangenheit. Auch den Hauptort früheren Unglücks, die Naturbühne der Luisenburg, sucht er auf, doch das einst so geliebte Theater ist ihm gänzlich fremd geworden.
Michael Buselmeiers „Wunsiedel“ ist ein wunderbar lebenskluger Roman. Atmosphärisch sicher beschreibt das Buch den erwartungsvollen Aufbruch eines jungen Mannes in die Welt des Theaters, in der er Ruhm und Glück zu finden hofft. Er zeigt, wie dieser junge Mann rasch alle Illusionen über die Theaterarbeit verliert, wie sich der Ort Wunsiedel, in den es ihn verschlagen hat, in eine Provinzhölle voller banaler Menschen verwandelt. Aber dann zeigt das Buch auch, wie der gealterte Romanheld 44 Jahre später ins gleiche Städtchen zurückkehrt und es mit einem Mal als einen herrlich beschaulichen, weltfernen Zufluchtsort erlebt – und spürt, dass nicht der Ort, sondern er selbst ein anderer Mensch geworden ist.