Cérémonie 14 Octobre 2024
Cérémonie 14 Octobre 2024
Roman des Jahres, Shortlist, Longlist und die Jury des Deutschen Buchpreises von 2016.
Es beginnt mit einem Kindergeburtstag im Kreis der Familie, doch nicht nur die Kirschbäume werfen ihren Schatten: Für die Eltern Teréz und Károly ist das Leben im sozialistischen Ungarn unerträglich geworden. Niemand darf von ihren Fluchtplänen erfahren – schon gar nicht die Kinder Misi und Borbála, die einem Urlaub am Plattensee entgegenfiebern und sich bald wundern müssen, als der geliebte See am Fenster vorbeifliegt. Mit viel Wagemut schaffen es die vier über die Grenze nach Italien – dort stellt sie der sich endlos dehnende Sommer im desolaten Auffanglager auf eine Probe, die keinen von ihnen unberührt lässt.
Georg Autenrieth ist eine zwielichtige Gestalt in zwiegesichtigen Zeiten, immer wieder taucht er auf in Berlin, der Mann aus Westdeutschland, hält Kontakt mit der Szene, durchsucht die Stadt und zelebriert Laster, Lebensgier und Liebeskunst. Wohin aber verschwindet er dann? Wer ist der »Glasmann«? Und welche Rolle spielen seine Verbindungen zur RAF? Gerhard Falkners »Apollokalypse« ist ein Epochenroman über die 80er und 90er Jahre. Dem Vergeuden von Jugend, der Ausschweifung jeglicher Couleur und der Hypermobilität stellt er einen rauschhaften Rückverzauberungsversuch der Welt entgegen.
Thaddea, Anfang 30, sehr wohlhabend, hat ihr Leben unter Kontrolle. Sie besitzt zwei spektakuläre Häuser in Grünwald und Schwabing und setzt ihre ersten Schritte in ein Leben als freie Therapeutin. Doch als ihre beste Freundin Kata sie mit ihrem Freund Ben-Luca betrügt, stürzt sie in ein Gefühlschaos. Sie beschließt, sich von beiden zu trennen, und nähert sich stattdessen Pimpi an, Ben-Lucas bestem Freund. Sie besucht Empfänge und Events der Münchner Society: die Party eines Fernsehproduzenten, eine Ausstellungseröffnung auf Schloss Herrenchiemsee. Der Schmerz bleibt. Hochsensibel beginnt sie zu erkunden, wo das eigene Ich die Welt berührt.
Alexander kehrt von seinem Auslandseinsatz als Soldat in die Heimat zurück. Seine Unruhe treibt ihn bald wieder fort. Sein jüngerer Bruder Jakob führt unterdessen den elterlichen Hof. Als sich sein Freund aufhängt, wird Jakob die Schuldgefühle nicht mehr los. Der Vater fabuliert von phantastischen Geschäftsideen, während er heimlich Stück für Stück des Ackerlandes verkaufen muss. Die Zeit vergeht, und es geschieht scheinbar nichts. Und doch ereignet sich das gesamte Drama der Existenz dieser Menschen, die durch das Land, Verwandtschaft, Gerede und ihre Sehnsüchte miteinander verbunden sind.
Reither, bis vor kurzem Verleger in einer Großstadt, lebt nun in einem idyllischen Tal am Alpenrand. Von dort beginnt eine unerwartete Reise bis nach Sizilien. Die, die ihn an die Hand nimmt, ist Leonie Palm, zuletzt Besitzerin eines Hutgeschäfts; sie hat ihren Laden geschlossen, weil es an Hutgesichtern fehlt, und er seinen Verlag dichtgemacht, weil es zunehmend mehr Schreibende als Lesende gibt. Als dann nach drei Tagen im Auto am Mittelmeer das Glück über sie hereinbricht, schließt sich ihnen ein Mädchen an, das kein Wort redet.
1985, Potsdam, große Ferien. Doch der sechzehnjährige René bleibt dieses Jahr zu Hause. Die Mutter ist tot, der Vater in der Schweiz; er lässt René tausend Mark da, die er brüderlich mit seinen Freunden Dirk, Michael und Mario teilt. Dies ist, und das spüren sie alle vier, ein Sommer, wie es ihn nie wieder geben wird für sie. Die Jungs streifen durch die heiße, urlaubsleere Stadt und sitzen in Cafés herum, während sie darum wetteifern, besonders geistreich zu sein. Bei alledem geht es doch vor allem um eines: darum, das richtige Mädchen zu finden.
Georg, Student der Musikwissenschaft und angehender Komponist, ist Mitte zwanzig, als eine neue Frau kennenlernt. Sie wird etwas in ihm lösen, mit ihr wird er ins Leben aufbrechen, Kinder bekommen und doch keine glückliche Ehe führen. Er wird sich fragen, woran das liegt, was sein autoritärer Vater damit zu tun hat, der ein Patriarch alter Schule ist und die Familie durch diverse Affären ruiniert, und er wird einen großen Schritt in eine neue Liebe wagen. Doch frei ist Georg nicht mehr, denn er bleibt Vater von drei Kindern, die am Ende zur Liebeskonstante in seinem Leben werden. Über sie wird er sich seiner selbst bewusst, und an ihnen hält er fest, als sich alles andere aufzulösen scheint.
Asta ist nach 22 Jahren im Dienst internationaler Hilfsorganisationen am Münchner Flughafen gestrandet. Von den Kollegen weggemobbt aus der Krankenstation in Nicaragua, wo sie zuletzt tätig war, steht sie neben einer Drehtür und raucht. Sie weiß nicht, wie es weitergehen soll. Einigermaßen wohl fühlt sie sich nur, wenn sie gebraucht wird. Und wer könnte sie, die ausgemusterte Krankenschwester, jetzt noch brauchen? Während Asta über sich nachdenkt, beobachtet sie ihre Umgebung – und meint, Menschen wiederzuerkennen, denen sie im Laufe ihres Lebens begegnet ist.
Witwe ist keine der vier Frauen, von denen hier erzählt wird. Dazu wären sie vielleicht auch noch zu jung. Aber zu Witwen fehlen ihnen vor allem die Männer. Nur die eine, Penny, war verheiratet. Ist verheiratet? Der Mann ist verschwunden, und so lebt sie mit Sohn und Schwiegereltern abgelegen am Moselstrand zwischen Weinbergen. Nicht allein, ihre drei Freundinnen (Beatrice, Dodo und Laura) sind ihr von Berlin in die Provinz gefolgt. Sie beschließen eines Tages, große Fahrt zu machen, aufzubrechen. Sie mieten sich einen Wagen und suchen per Anzeige jemanden, der sie fährt. Dass sie unterwegs eine Panne haben, wird zu unserem Glück. Und zum Glück ihres Chauffeurs, der auch etwas vermisst. Die vier beginnen zu erzählen, ihm, den anderen, sich selbst.
Der Ort ist prachtvoll, die Stimmung aufgeräumt: Renommierte Dante-Gelehrte aus aller Herren Länder tagen im altehrwürdigen Saal der Malteser auf dem römischen Aventin, mit Blick auf den Petersdom. Im Mittelpunkt steht die Göttliche Komödie, Dantes realismusgetränkter Einblick in die Welt nach dem Tod. Einer der eifrig Debattierenden ist Gottlieb Elsheimer, Frankfurter Romanist und nach eigener Einschätzung eher ein Kandidat fürs Fegefeuer als fürs Paradies. Bei aller Leidenschaft für den Forschungsgegenstand scheint ihm das zunehmend ausgelassene Verhalten der Kollegen seltsamer und seltsamer. Als die Kirchenglocken das Pfingstfest einläuten, bahnt sich ein Ereignis unbegreiflicher Art an.
Thomas Melle leidet seit vielen Jahren an einer manischen Depression, auch bipolare Störung genannt. Nun erzählt er davon, erzählt von persönlichen Dramen und langsamer Besserung, und gibt einen außergewöhnlichen Einblick in das, was in einem Erkrankten vorgeht.
Die Kindheit auf dem Gelände einer riesigen Psychiatrie und das Austauschjahr in Amerika liegen hinter ihm, die Schulzeit hat er überstanden, als vor dem Antritt des Zivildienstes das Unerwartete geschieht: Joachim wird auf der Schauspielschule in München angenommen und zieht zu seinen Großeltern in die großbürgerliche Villa in Nymphenburg. Aus dem Kontrast zwischen großelterlichem Irrsinn und ausbildungsbedingtem Ich-Zerfall entstehen die den Erzähler völlig überfordernden Ereignisse – und gleichzeitig entgeht ihm nicht, dass auch die Großeltern gegen eine große Leere ankämpfen, während er auf der Bühne sein Innerstes nach außen kehren soll und dabei oft grandios versagt.
Schon immer lagen der Tod und das Glück für Gerold Ebner nah beieinander. Als Kind hat er seinen ersten Toten gesehen. Friedlich entschlafen vor dem Fernseher. Später hat er zwei Menschen eigenhändig den Tod gebracht: Er konnte nicht mehr mitansehen, wie der Großvater die Mutter terrorisierte, und erlöste den besten Freund von seinem Leiden, weil dieser ihn darum gebeten hat. Doch ist er damit zum Mörder geworden? Oder hat er nur konsequent den Menschen, die ihm nahestanden, geholfen? Noch einmal entscheidet sich Gerold gegen das Gesetz und findet so sein eigenes Glück, das ihm der Tod wieder nimmt.
Benjamin lebt mit seiner Mutter allein, die Wohnung in der Siedlung am See ist klein, den Hund, den er gerne hätte, kriegt er nicht. Eines Tages begegnet Benjamin Herrn Agostini, einem alten Mann aus der Nachbarschaft. Ihm leistet der Hund „Hemingway“ Gesellschaft. Aber Herr Agostini ist nicht mehr gut auf den Beinen, er weiß nicht, was aus »Hem« werden soll. Ähnlich wie Karin, die gerne wüsste, wer sich um ihren Hund kümmert, wenn ihr was zustößt, wie sie sagt. Eva Schmidt erzählt davon, wie wir leben, allein und miteinander, und wie wir uns dabei zuschauen.
Alain und Mausi, beide vierzig und seit 15 Jahren miteinander verheiratet, sind in der Mitte des Lebens angekommen. Es ist das Jahr 2004. Die Liebe haben sie hinter sich – jetzt beginnt »die vegetarische Zeit ihres Lebens«. Als eine gemeinsame nahe Freundin stirbt, reißen bei beiden alte Wunden auf – und die Erinnerung an einen Sommer an der französischen Atlantikküste, an dem ihre Jugend endgültig zu Ende war. Jetzt, mehr als 20 Jahre danach, begegnet Alain seiner großen Liebe Babette wieder. Und Mausi verliebt sich schlagartig in einen blonden Dänen, der sich in der Oper neben sie setzt.
Ein Mann steht auf und geht. Einen Augenblick zögert Thomas, dann verlässt er das Haus, seine Frau und seine Kinder. Mit einem erstaunten Lächeln geht er einfach weiter und verschwindet. Er wird verschwunden bleiben. Astrid, seine Frau, fragt sich zunächst, wohin er gegangen ist, dann, wann er wiederkommt, schließlich, ob er noch lebt. ›Weit über das Land‹ ist ein Roman, der die alltäglichste aller Fragen stellt: Die nach dem eigenen Leben.
Die phantastische Reise der Loribeth beginnt als Flucht: mit einem Koffer und einem toten Kind darin. All ihre Probleme würden sich lösen, so die Prophezeihung, wenn sie den Koffer zu ihrem Vater bringe. Ständig hungrig und allein, verliebt sie sich in alle jungen Wesen, die ihr etwas Essbares anbieten, doch unerwartete Begegnungen und Katastrophen zwingen sie stets weiterzuziehen – bis der Koffer seinen Bestimmungsort findet und Loribeths Blick sich verändert: Das Magische geht ins Reale über. Aber das langersehnte Leben im Kreis der neuen Freunde ist öd; nichts passiert. Um ein wenig Magie zurückzuholen, wird wild gefeiert, doch Loribeth kann nicht aufhören zu fragen: Soll das nun alles sein?
Er möchte ein guter Mensch sein. Aber Heinz lebt in einer Welt, die Menschlichkeit nicht mehr zulässt. Deutschland ist verseucht und verwüstet, Mutanten streifen umher, am Himmel kreisen außer Kontrolle geratene Drohnen. Zusammen mit seinem besten Freund, einem elektrischen Fuchs, dem Fennek, wächst Heinz in einer kleinen Gruppe Überlebender in den Bergen auf. Er nimmt sich vor, die verlorene Zivilisation zu bewahren, sammelt vergessene Wörter und schreibt die Geschichte der letzten Menschen. Doch was nützen Heinz Wissen und Kunst jetzt noch? Da gibt es plötzlich das Gerücht, weit im Westen existiere ein Flüchtlingslager. Und die Gruppe bricht auf zu einem mörderischen Marsch ins vermeintliche Paradies.
Karl, ein pensionierter Lehrer, macht sich eines Tages auf, herauszufinden, was das Glück sei. Einen nur leicht veränderten Fragebogen im Gepäck, mithilfe dessen das ›Bruttonationalglück‹ in Bhutan ermittelt wird, lässt sich der Glücksforscher in einem schneelosen Skiort nieder, dessen Bewohner er nun in unbekanntem Auftrag nach ihrer Lebenszufriedenheit befragen will. Das Hotel Post, in dem Karl als einziger Gast unterkommt, wird bewirtschaftet von einer namenlosen Frau und ihrer Hündin Annemarie. Von hier aus beginnt er seine Forschungen, unterbrochen von konfliktgeladenen Telefongesprächen mit seiner Frau Margit. Bald erhält seine Reise Züge einer Flucht, und der Fragende wird unmerklich zum Objekt der Befragung anderer.
Jeder Mensch hat zwei Familien. Die, in die er hineingeboren wird, und die, für die er sich entscheidet. HOOL ist die Geschichte von Heiko Kolbe und seinen Blutsbrüdern, den Hooligans. Philipp Winkler erzählt vom großen Herzen eines harten Jungen, von einem, der sich durchboxt, um das zu schützen, was ihm heilig ist: Seine Jungs, die besten Jahre, ihr Vermächtnis.
Thomas Andre, geboren 1978, ist Journalist und Literaturkritiker. Studium der Literaturwissenschaft und Kulturwissenschaft in Bremen. Kam über Berlin nach Hamburg, wo er seit 2010 den Bereich Literatur beim Hamburger Abendblatt verantwortet.
Lena Bopp, geboren 1979 in Darmstadt. Studium der Romanistik und der Politikwissenschaften in Mainz und Paris. Von 2007 an Volontärin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, danach zwei Jahre freie Autorin. Seit 2011 Redakteurin im Feuilleton der F.A.Z.
Berthold Franke, geb. 1956, studierte Musik, Germanistik und Sozialwissenschaften und arbeitete als Journalist und Hochschuldozent. Seit 1988 beim Goethe-Institut mit Stationen u.a. in Warschau, Dakar, Stockholm, Paris. Zuletzt Regionalleiter Südwesteuropa und Europa-Beauftragter des Goethe-Instituts in Brüssel und seit 2014 Regionalleiter für die mittelosteuropäischen Goethe-Institute in Prag. Essays und Publikationen zu kulturpolitischen und politischen Themen, u.a. im MERKUR.
Geboren 1955 in der Schweiz. Ausbildung zur Sortimentsbuchhändlerin. Seit Abschluss der Ausbildung 1974 in diesem Beruf tätig. Gründung einer eigenen Buchhandlung mit literarischem Schwerpunkt 1979. Die Buchhandlung Librium ist bis heute ein Treffpunkt von vielen Interessierten, die sich ein Leben ohne Bücher nicht vorstellen wollen. Seit dem Erlernen des Lesens eine süchtige, begeisterte, kritische, neugierige Leserin. Seit drei Jahren Mitglied der Buchhändlergruppe 5plus und Mitherausgeberin des Magazins 5plus. 2015 Mitglied in der Jury des Schweizer Buchpreises
Christoph Schröder, geboren 1973, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Mainz. Er lebt als freier Autor und Kritiker in Frankfurt am Main und arbeitet unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die Zeit und den Deutschlandfunk. Zudem ist er Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt.
Sabine Vogel ist promovierte Kunsthistorikerin. Sie begann als Journalistin bei der taz, arbeitete bei internationalen Kunstausstellungen in Johannesburg, Istanbul und im Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Seit 2001 ist sie als Redakteurin im Feuilleton der Berliner Zeitung für Literatur zuständig.
Najem Wali, 1956 im irakischen Basra geboren, wurde als anders Denkender inhaftiert und gefoltert. Er flüchtete 1980 nach Ausbruch des Iran-Irak-Kriegs nach Deutschland. 1988 Abschluss des Germanistik Studiums in Hamburg und anschließend Studium der spanischen Literatur in der Universität Complutense Madrid. Er war lange Zeit Kulturkorrespondent der bedeutendsten arabische Tageszeitung Al-Hayat und schreibt regelmäßig u.a. für die Süddeutsche Zeitung, die Neue Zürcher Zeitung, die TAZ und den Spiegel. Er veröffentliche zahlreiche Romane und Erzählungen. Im Carl Hanser Verlag erschien zuletzt sein Roman Bagdad Marlboro, für den er den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2014 erhielt, sowie Bagdad. Erinnerungen an eine Weltstadt (2015). Heute lebt er als freier Schriftsteller und Journalist in Berlin.