Cérémonie 14 Octobre 2024
Cérémonie 14 Octobre 2024
Roman des Jahres, Shortlist, Longlist und die Jury des Deutschen Buchpreises von 2018.
Die Mitglieder einer wissenschaftlich orientierten Familie werden durch eine zufällige Entdeckung auf einem Kirchenbild in den schwer durchschaubaren Mythos eines Vogelgottes hineingezogen – mit einem Sog, dem sie nicht widerstehen können. Spätestens als sich herausstellt, dass dieser Mythos eben nicht nur ein Mythos ist. Es ist eine sagenumwobene, aber elende Gegend dieser Erde, wo die Verehrer des Vogelgotts leben, die ihm allerdings weniger ergeben als vielmehr ausgeliefert zu sein scheinen.
Buenos Aires 1974: Die Autowerkstatt von Ballester ist eine Brutstätte des utopischen Denkens. Eine Mädchenschule praktiziert die Theologie der Befreiung. Die Männer der Autowerkstatt verfolgen atemlos die Nachrichten, und der Friseur gerät außer sich über den Tod des Präsidenten. Sie lauschen den Stimmen der Toten, singen ihre Lieder und feiern das Leben. Doch politische Unruhen, Gewalt und die drohende Militärdiktatur verwandeln das Land in einen zutiefst unheimlichen Ort. Wer überleben will, braucht eine Vision.
Ein Familiengeheimnis in den Zeiten des Kalten Krieges: Aus sechs Perspektiven erzählt der Roman von einem mutmaßlichen Verrat. Das Opfer ist der Großvater des Erzählers, der 1960 in der Sowjetunion hingerichtet wurde. Unter Verdacht steht die eigene Verwandtschaft. Eine Erzählung über sowjetische Geheimdienstakten, vergiftete Liebesbeziehungen und die Machenschaften antisemitischer Kultur-Apparatschiks. Vor allem aber über Menschen, die immer wieder ihr gesamtes Leben in einen Koffer packen und damit weiterziehen müssen – Geheimnisse inklusive.
Alexander Orlow, ein russischer Oligarch und von allen "Der General" genannt, hat ein neues Leben in Berlin begonnen. Doch die Erinnerungen an seinen Einsatz im Ersten Tschetschenienkrieg lassen ihn nicht los, vor allem jene an die grausamste aller Nächte, nach der von der jungen Tschetschenin Nura nichts blieb als eine große ungesühnte Schuld. Der Zeitpunkt der Abrechnung ist gekommen – der Sühneplan führt über Moskau und Marrakesch bis tief hinein in den Kaukasus.
Rosa kehrt zurück nach Teneriffa, in das heruntergewirtschaftete Haus der vormals einflussreichen Bernadottes. Rosa sucht. Was, weiß sie nicht genau. Ihr Großvater Julio war Kurier im Bürgerkrieg, war Gefangener der Faschisten, er floh und kam wieder, und heute hütet er die letzte Lebenspforte der Alten von der Insel. Einer, der Privilegien nur als die der anderen kennt. „Archipel“ führt rückwärts durch Julios Jahrhundert, das der Bautes und Bernadottes, der Wieses, der Moores und González’, aber auch derer, die keine Namen haben.
Mitte des 19. Jahrhunderts überzieht eine christliche Aufstandsbewegung China mit Terror und Zerstörung. Ein deutscher Missionar, der bei der Modernisierung des Reiches helfen will, gerät zwischen die Fronten eines Krieges, in dem er alles zu verlieren droht, was ihm wichtig ist. An den Brennpunkten des Konflikts agieren ein britischer Sonderbotschafter, der seine inneren Abgründe erst erkennt, als er ihnen nicht mehr entgehen kann, und ein zum Kriegsherrn berufener chinesischer Gelehrter, der so mächtig wird, dass selbst der Kaiser ihn fürchtet.
Die Kindheit endet tatsächlich erst dort, wo die Geschichte unserer Eltern zur eigenen Geschichte wird und wir vor ihren wie vor den eigenen Abgründen die Augen nicht mehr verschließen können.
Maria-Maria reist nach Rumänien, um ihren verunglückten Vater zu besuchen und ihn, trotz seiner besitzergreifenden Geliebten, zusammen mit jenen zu betreuen. In seinen Augen hat sie, die Tochter, die reale Utopie der kommunistischen Gesellschaft verraten. Sie wiederum erkennt in ihm ausschließlich den festgefahren Parteirhetoriker, der sich als moralische Instanz aufspielte, anderen Opfer abverlangte, aber selbst ein bigottes Leben führte.
Der neue Roman von Carmen-Francesca Banciu handelt vom Tod eines vermeintlichen Patrioten, für den Vaterland, Partei und der Aufbau einer neuen Gesellschaft stets den wichtigsten Platz in seinem Leben einnahmen, und von der Liebe, die man sich von den Eltern erhofft, die einem aber versagt bleibt, und die man selbst zu geben vielleicht nicht imstande ist. Sie spürt der Frage nach, wie man Abschied von den Eltern nehmen, wie man mit ihren Lebenslügen umgehen kann, und welche persönliche Veränderung man dabei erfährt.
Die versartige Sprache des Romans überträgt die Dramatik der zwischenmenschlichen Beziehungen direkt auf die Leser, die dadurch Teil des Erzählten werden. Banciu beobachtet das Sterben des Vaters, sie horcht und wartet. In der Wiederholung entfalten die Worte ihre Suggestivkraft. Banciu umkreist ihre Figuren, schöpft aus Erinnerungen wie aus einer geteilten Gegenwart. Ein Wort zieht das nächste nach sich. Man erlebt, wie sich Gedanken formen und wie sie wieder in sich zusammenstürzen. Ihr Abgesang auf die ideologische Überhöhung der Familie, der Partei und des Vaterlandes steckt voller Mut und Aktualität.
Ein sehr persönliches Buch über das Schicksal der Mutter und der eigenen Familie. Spurensuche, deutsch-polnische Geschichtsschreibung und Erzählung in einem.
Vierzehn Jahre alt ist die Mutter, als sie 1945 verhaftet und für Jahre ins polnische Arbeitslager Potulice gebracht wird. Der Grund: Sie hatte mit neun ein Formular unterschrieben, das sie in einem von Hitler überfallenen Gebiet als Deutsche auswies.
Susanne Fritz erzählt ergreifend und ohne jede vorschnelle Schuldzuweisung von dem Schicksal ihrer Mutter und der ganzen Familie über mehrere Generationen. Sie fragt nach Menschlichkeit und Verrat, nach Identität und Sprache und zieht immer wieder historische Dokumente zu Rate. So leuchtet sie nicht nur die eigene Familiengeschichte aus, sondern das deutsch-polnische Verhältnis über zwei Weltkriege hinweg mit all den historischen Umwälzungen und ihren Auswirkungen auf jeden Einzelnen.
Susanne Fritz führt ein tief lotendes Gespräch mit der Vergangenheit, sie tut es, weil sie die verborgenen Auswirkungen auf ihr eigenes Dasein verstehen will.
Unter der Drachenwand ist der Roman eines Jahres: 1944. Der Krieg ist verloren, aber wie fern ist der Frieden? Einen Monat? Ein Jahr? Und was kommt dann? Kann es wirklich noch einmal besser werden?
Unter der Drachenwand zeigt drei junge Leute, die nicht wissen, wie es weitergeht: Veit, seit mehr als fünf Jahren Soldat, ausgelaugt und erschöpft, die Lehrerin Margarete mit fünfunddreißig aus Wien verschickten Mädchen, die Darmstädterin Margot mit ihrem Baby.
Arno Geiger erzählt von Veits Albträumen und der verstörenden Normalität im Dorf, vom "Brasilianer", der von der Rückkehr nach Rio de Janeiro träumt und sich um Kopf und Kragen redet, von der Zimmerwirtin und ihren Durchhalteparolen, von Nanni, die eines Tages einfach verschwindet, von Oskar Meyers verzweifeltem Kampf um das Überleben seiner verfolgten Familie.
Als Veits Verletzungen verheilt sind, kommt der neue Einberufungsbefehl. Noch ist das Jahr 1944 nicht vorbei.
Die Hirschs waren Verfolgte, Widerstandskämpfer, Opportunisten, Künstler. Ein Jahrhundert deutsche Geschichte hat sie geprägt, und die Hirschs taten nicht wenig, um dem Jahrhundert ihrerseits einen Stempel aufzudrücken.
Oft galt es, die eigene Haut zu retten, dabei nicht empfindlich zu sein. Und empfindlich war Tamara Hirsch zum Glück nie. Stattdessen suchte sie das Abenteuer, die Herausforderung, das Risiko. Sie hat es geschafft, ihren Weg zu gehen, sie hat Menschen verletzt, vor den Kopf gestoßen, sich durchgesetzt, wann sie es für richtig hielt. Sie konnte sich durchschlagen, während die Familie andere zugrunde richtete; eine Schuld, die Tamara nicht verzeihen kann.
Klar und radikal: Helene Hegemanns drittes Buch ist ein Roman über das Überleben in einer zunehmend apokalyptischen Welt und die vitale Kraft des freien Willens.
Das Viertel, in dem Charlie aufwächst, ist im Krieg zerbombt und in den Fünfzigern als Demonstrationsobjekt für die Leistungsfähigkeit des Kapitalismus neu aufgebaut worden. Es gehört zum Weltkulturerbe und fühlt sich an wie das Ende der Welt. Während ihre Mutter das letzte Einkaufsgeld vertrinkt, beobachtet Charlie vom Balkon ihrer Betonmietskaserne die benachbarten Bungalows und deren Bewohner: Millionäre, an deren Verhalten sie ablesen kann, dass es mehrere soziale Klassen gibt und sie selbst zu einer der untersten gehört. Dann, kurz nach ihrem zwölften Geburtstag, zieht ein Ehepaar ins Viertel, das sich jeder Kategorie entzieht. Die beiden sind Schauspieler, unberechenbar, chaotisch, luxuriös, schlauer als alle anderen – und von der ersten Begegnung an für Charlie das, was der Rest der Welt als ihre "erste große Liebe" bezeichnen würde: Spielkameraden und Lover, größter Einfluss und größte Gefährdung.
Auf einer Ölplattform mitten im Meer verliert der Bohrarbeiter Wenzel Groszak in einer stürmischen Nacht seinen einzigen Freund und seinen letzten Halt. Mit einem alten Pick-up und einer Brieftaube fährt er los, von Italien über die Alpen, in ein erloschenes Ruhrgebiet. Und je näher er seiner großen Liebe Milena kommt, desto offener scheint ihm, ob er noch einmal ankommen wird. Anja Kampmann erzählt von der Rückkehr aus der Fremde, vom Versuch, aus einer bodenlosen Arbeitswelt zurückzufinden ins eigene Leben.
Mit "Das Mädchen" und "April" – beide auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis – schrieb Angelika Klüssendorf die Geschichte einer starken jungen Frau, die ihren Weg geht unter widrigen Umständen. "Jahre später" erzählt nun von der intensivsten, aber auch zerstörerischsten Beziehung des erwachsenen Mädchens April – ihrer Ehe.
Auf einer Lesung lernt April einen Mann kennen, der ihr zunächst durch seine dreist raumnehmende Art auffällt. Es ist nicht Sympathie, die sie zusammenführt. Es ist eine andere Form der Anziehung: Intensität. Eine schicksalhafte Begegnung. Denn Ludwig, der Chirurg aus Hamburg, wird für April zum Lebensmenschen werden – und April für ihn. Im Guten wie im Schlechten.
Angelika Klüssendorf erzählt, wie eine Liebe zwischen zwei radikalen Einzelgängern entsteht, die beide mit ihren eigenen Mitteln versuchen, ins Soziale zu finden und zu sich selbst. Es ist eine Geschichte von Öffnungsbereitschaft, glühender Gemeinsamkeit, aber auch den unaufhaltsamen Fliehkräften, die das Paar auseinandertreiben.
Ohne jemals Partei zu ergreifen oder seine Figuren zu denunzieren, entwickelt "Jahre später" die Anatomie einer toxischen Partnerschaft. Als Leser wünscht man bis zuletzt, dass es gelingen möge, und zugleich, dass es endlich ein Ende hat mit den beiden. Messerscharfe Prosa, die keinen Moment lang unberührt lässt.
Beim Ausräumen seines Elternhauses stößt der Fotograf Philipp auf einen Gegenstand, der in der Geschichte seiner Eltern eine entscheidende Rolle gespielt hat. Die beiden, Herta und Georg, waren ein schönes Paar. Philipp erinnert sich an ihr junges Liebesglück, ihre Hoffnungen und Gefährdungen, an die überstürzte Flucht seines Vaters aus der DDR in den Westen. Das hätte, da ihm die Mutter und der Junge ein paar Tage später folgten, der Beginn eines erfüllten Lebens sein können, tatsächlich aber trug die Flucht den Keim des Unglücks in sich. Nach und nach geht Philipp das Paradoxe der elterlichen Beziehung auf: Dass es die Liebe war, die ihre Liebe zerstörte. Damit aber ist die Geschichte, die auch sein Leben überschattet hat, nicht vorbei. Am Ende stellt er fest, dass Herta und Georg all die Jahre über miteinander verbunden waren, auf eine Weise, die sie niemandem, nicht einmal sich selbst, eingestehen konnten.
Ein ergreifender Roman über Liebe und Vergänglichkeit vor dem Hintergrund der deutschen Teilung.
Abend für Abend schaut die junge Nachtwächterin auf die Bilder der Überwachungskamera. Nichts regt sich – die Tage der Verpackungsfabrik sind gezählt, die meisten Mitarbeiter bereits gegangen. Als jedoch ein Wolf auf dem Gelände vermutet wird, entstehen Risse in der Gleichförmigkeit. Gibt es ihn tatsächlich? Wie gefährlich ist er? Je genauer die Nachtwächterin der Spur des Wolfes folgt, desto mehr schwinden die Gewissheiten. Was hat es mit dem Mann auf sich, der nahe der Fabrik aus einem Flugzeug fiel? Was mit der jungen Bankräuberin, deren Phantombild dem Gesicht der Nachtwächterin so ähnlich sieht? Präzise und kraftvoll vermisst Gianna Molinari in ihrem Debüt unsere Lebensräume und die Grenzen, die wir um uns ziehen.
Der Architekt Paul Neuhaus, frisch verlassen, erhält eine Einladung von seinen alten Freunden Ken-Ichi und Mitsuko. Der Bürgermeister eines Dorfes nahe beim Unglücksmeiler von Fukushima, Mitsukos Onkel, bittet Neuhaus, ihn zu besuchen. Die Gegend ist verstrahlt, die Dörfer sind verlassen, die kontaminierte Erde ist abgetragen. Die Regierung wünscht die Rückbesiedlung, aber die Menschen haben Angst.
Der Bürgermeister will Neuhaus für eine Künstlerkolonie gewinnen – in der verstrahlten Zone –, um neue Hoffnung zu wecken. Neuhaus reist mit Mitsuko an und sie geraten in eine unentrinnbar intensive Nähe zueinander. Ist in der schönen, verseuchten Landschaft Fukushimas eine Zukunft möglich wie auch in der Liebe zwischen Paul und Mitsuko? Sie beide begleitet die Lektüre Adalbert Stifters. So wie dort die geheimnisvolle Kette von Ursache und Wirkung die Bereiche des Lebens gleichermaßen verknüpft, so stellt die unheilvolle Kettenreaktion im Atommeiler in Fukushima nicht nur die Japaner vor die Frage, was diese Katastrophe über uns alle sagt. Sind wir im Zentrum der Gefahr nicht näher an unserer Wahrheit und an der unserer Gegenwart?
Was passiert, wenn man der Natur und den eigenen Sinnen nicht mehr trauen kann?
"Hysteria" erzählt die Geschichte von Bergheim, der auf einem Biomarkt merkwürdig unnatürliche Himbeeren entdeckt. Auf der Suche nach dem Rätsel ihrer Beschaffenheit und Herkunft gerät er immer tiefer in eine kulinarische Dystopie, in der das Natürliche nur noch als absolutes Kunstprodukt existiert, weil das Künstliche längst alle Natur ersetzt hat. Aber keiner weiß davon. Nur seine Hypersensibilisierung befähigt Bergheim, die unheimliche Veränderung wahrzunehmen und ihr nachzugehen. Alle Fäden laufen im Kulinarischen Institut zusammen, wo er Charlotte wiedertrifft, seine Studienfreundin und ehemalige Geliebte, die nun als Leiterin an der Spitze der Bewegung des "Spurenlosen Lebens" steht. Allein mit Ansgar, dem dritten im Bunde des ehemaligen Uni-Triumvirats, wird es Bergheim gelingen, etwas dagegen zu tun.
Sültzrather handelt von einem Zimmermann aus Aibeln in Südtirol. Nach dem Sturz vom Baugerüst und der folgenden Querschnittslähmung beginnt der Protagonist Vitus Sültzrather zu schreiben. Es ist ein Schreiben gegen das Vergessen: Wie besessen, akribisch genau, vertraut er die Details, die nur er wissen kann, dem Papier an. Doch dann beginnt er das, was er aufgeschrieben hat, wieder zu vernichten, Seite für Seite abkratzend, abschabend, ein Vernichtungsfeldzug, der von seiner Umgebung, seiner Schwester, der Zugehfrau und deren Tochter nicht gestoppt werden kann. Mit hoher Kunstfertigkeit passt Oberhollenzer seinem Protagonisten eine Erinnerung auf den Leib.
Moskau 1985: Die internationale Programmierer-Spartakiade hält die akademischen Eliten des Landes in Atem. Hier messen sich aufstrebende Mathematiker in den Techniken der Zukunft, die nur noch einen Tastendruck entfernt scheint. Doch die kubanische Nationalmannschaft ist kurz vor der Eröffnung des Wettbewerbs spurlos verschwunden – und ihre resolute Übersetzerin Mireya begibt sich auf eine atemlose Suche durch die fremde Hauptstadt, die wie elektrostatisch aufgeladen surrt und flimmert. Architekten und Agenten, dichtende Maschinen und sogar Stalins leibhaftiger Schatten treffen in dieser wilden und manchmal fantastischen Erzählung aufeinander: ein schillerndes Mosaik der Sowjetunion kurz vor der folgenreichen Vernetzung der Welt. Ein Roman so unberechenbar wie die Geschichte selbst.
Es ist eine dieser Nächte, die man durcherzählen muss. Das zumindest findet Bill, der auf dem Flug von Bangkok nach Zürich neben Emma sitzt. Bill geht ihr gehörig auf die Nerven. Mit Donnerstimme erzählt er aus seinem Leben – und um sein Leben, und nicht nur Emma, sondern auch andere Passagiere sind gezwungen zuzuhören. Trotz ihres Widerstands werden sie aber alle, Emma, Michael, Stefan, Walter und ein Junge, ja, auch die japanische Familie in der hinteren Sitzreihe, vom Sog der Geschichten erfasst, wobei eigene Geschichten und Phantasien wachgerufen werden. Alle diese Geschichten fügen sich zu einem Reigen, bei dem sich ungeahnte Bezüge und Entsprechungen und ein geheimnisvoller Mittelpunkt her ausschälen. Denn Bill beschwört sprachgewaltig Orte, Leute und seltsame Wesen herauf. Die zwölf Stunden dieser Flugnacht entwickeln einen gefährlichen Reiz – und bekommen nicht allen gleich gut.
Luzia Braun, geboren in Messkirch (Baden). Magister in Germanistik und Geschichte an der Universität Freiburg, anschließend DAAD Lektorin an der Universität Mailand. Von 1989 bis 2000 freie Italien-Korrespondentin für Radio und TV. Von 1993 bis 2011 Moderatorin des ZDF Kulturmagazins „aspekte“. 2002 bis 2004 Lehrtätigkeit in der Fakultät Medien der Bauhausuniversität Weimar und an der HDK Berlin. Seit 2012 stellvertretende Leiterin von „aspekte“ und redaktionell zuständig für „Das literarische Quartett“.
Christoph Bartmann, geb. 1955, ist seit 2016 Leiter des Goethe-Instituts Warschau. Studium der Germanistik und Geschichte in Düsseldorf und Wien, danach Lektor in Lissabon. Seit 1988 beim Goethe-Institut, u.a. in Santiago de Chile, Prag, München, Kopenhagen und New York. Literaturkritiker, vor allem in der Süddeutschen Zeitung. Publikationen u.a.: „Leben im Büro. Die schöne neue Welt der Angestellten“ (2012) und „Die Rückkehr der Diener. Das neue Bürgertum und sein Personal“ (2016).
Tanja Graf, Jahrgang 1962, aufgewachsen in München. Ausbildung zur Sortimentsbuchhändlerin, Studium der Romanistik, Neueren Deutschen Literatur und der Theaterwissenschaften in Paris und München, Magisterarbeit über Stendhals unvollendete Romane. Verlagsvolontariate in Paris und New York. Von 1990-2003 Lektorin, später Programmleiterin beim Piper Verlag. 2004 Co-Gründerin des SchirmerGraf Verlags, der ab 2010 als Graf Verlag unter dem Dach der Ullstein Buchverlage firmierte. 2015-2016 bei Diogenes in Zürich. Seit 2016 leitet sie das Literaturhaus München.
Paul Jandl, geboren 1962 in Wien. Studium der Germanistik und Philosophie. Ab den Achtzigerjahren Arbeit für den Rundfunk und das deutschsprachige Feuilleton. Von 1994 bis 2009 Literaturkritiker und Korrespondent für das Feuilleton der „Neuen Zürcher Zeitung“. Ab 2010 Arbeit für die „Welt“, daneben kurzes Intermezzo in der Lektoratsarbeit. Seit 2017 wieder für die „Neue Zürcher Zeitung“. Mitglied in diversen Jurys, u. a. beim Bachmann-Wettbewerb Klagenfurt (2009 bis 2013) und beim Ernst-Jandl-Preis. Max Kade Critic in Residence an der Washington University St. Louis 2008. Österreichischer Staatspreis für Literaturkritik.
Uwe Kalkowski, geboren 1969, arbeitete als Buchhändler in Freiburg, studierte in Leipzig Verlagswirtschaft und ist Marketingleiter des Kölner RWS Verlags. In seinem Literaturblog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Texte und Leseerlebnisse. 2015 gehörte er zum Team der Buchpreisblogger, die in Kooperation mit dem Deutschen Buchpreis die Longlist kommentieren. Auf der Frankfurter Buchmesse 2017 wurde der Kaffeehaussitzer mit dem Buchblog-Award als bester deutschsprachiger Buchblog ausgezeichnet.
1970 in Zürich geboren, studierte Christine Lötscher Germanistik und Geschichte und promovierte über Zauberbücher in der phantastischen Literatur. Sie arbeitet als Kulturwissenschaftlerin und als freie Kritikerin, moderiert Literaturveranstaltungen und engagiert sich in Jurys (u.a. Schweizer Buchpreis 2011-2013). Von 2014 bis 2016 war sie Mitglied im Kritikerteam der Sendung Literaturclub im Schweizer Fernsehen SRF. Zurzeit ist sie Fellow der Kollegforschergruppe Cinepoetics an der FU Berlin.
Marianne Sax ist 1964 in der Nähe des Bodensees geboren. Von 1984-1987 absolvierte sie die Lehre als Buchhändlerin bei Freihofer in Zürich. 1990 gründete sie die Buchhandlung „Bücherladen Marianne Sax“, die sie bis heute führt. Nebenbei war sie immer politisch auf verschiedenen Ebenen aktiv und führte von 2008-2016 den Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband als Präsidentin. Seit August 2017 gestaltet sie das Programm des Thurgauer Literaturhauses in Gottlieben.